Gold ist am sichersten, denn Gold hat vieles, was die klassischen Geld- und Kapitalanlagen nicht haben – es ist inhärent. Anleger sehen sich einer Vielzahl von Möglichkeiten gegenüber. Der Markt bietet Unmengen an Festzinsangeboten, Fonds, Versicherungsprodukten usw. All diese Angebote haben eines gemeinsam. Es besteht ein Parteienrisiko, denn die Anbieter dieser Finanzprodukte sind untrennbar mit diesen verbunden. Gold ist anders, denn das gelbe Metall steht für sich.
Finanzprodukte sind manchmal einfach, manchmal aber auch richtig kompliziert. In der Allgemeinheit wird von sogenannten sicheren Geldanlagen gesprochen, wenn diese einen Nominalwert garantieren. Beispielsweise gilt das Sparbuch als sicher, denn nominal kann das Geldvermögen nicht weniger werden. Der nominale Verlust ist ausgeschlossen. Ähnlich ist es mit Tagesgeld, Festgeld, Sparbriefen, ja sogar mit dem normalen Girokonto.
Anders sieht es mit der Kaufkraft aus, denn die wird durch die Inflation gemindert. Je höher die Inflation ist, desto größer der Substanzverlust bei Geldwerten und je länger der Zeitraum der Einflussnahme der Inflation ist, desto gravierender sind die negativen Auswirkungen auf die Kaufkraft.
Sicherheit ist eine Definitionsfrage
Wenn diese Definition von Sicherheit weitergesponnen wird, sind sämtliche Anlageformen, deren nominaler Preis Schwankungen unterliegt, nicht sicher. Dabei muss jedoch ein Umstand berücksichtigt werden, die Variable Mensch. Unlängst hörte ich die Aussage: „Gold und Silber sind tot, wenn man vor 40 Jahren in den S&P 500-Index investiert hätte, hätte man heute 2.700 Prozent Gewinn. Das ist wahrer Inflationsschutz!“
Grundsätzlich kann man dieser Aussage nur zustimmen, denn wenn man vor 40 Jahren in den S&P 500 investiert hätte, hätte man tatsächlich dieses Ergebnis. Doch die Sache hat einen Haken. Zunächst gab es vor 40 Jahren in Deutschland noch gar keine Möglichkeit, in den S&P 500 zu investieren, denn ausländische Fonds waren damals in Deutschland nicht zum Handel zugelassen.
ETFs oder kostengünstige Indexfonds gab es damals ebenso wenig. Der erste ETF war der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF und der war für „normal Sterbliche“ Anleger gar nicht erhältlich. Erst im Jahr 2005 wurde der iShares MSCI World UCITS ETF der breiten Masse verfügbar gemacht.
Theorie und Praxis
Wir hatten den Faktor Mensch bereits erwähnt. Rückwirkend betrachtet, wäre es sicherlich klug gewesen, vor 40 Jahren – falls die Möglichkeit gegeben wäre – zu investieren. Doch die Menschen können nur vorwärtsschauen. Sie wissen nicht, wie sich die Kurse entwickeln und es gibt niemanden auf der Welt, der das zuverlässig voraussagen kann.
Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland auch nur einen Anleger gibt, der 40 Jahre in den S&P 500 investierte und bis heute daran festhielt bei nahezu null.
Viel wahrscheinlicher ist das Szenario, dass deutsche Anleger, wenn überhaupt erst gegen 1995 einstiegen, nachdem der Index viele Jahre am Steigen war. Das kann man deutlich an dem Knick in der Kurve ablesen. Unbedarfte Aktienanleger sahen, dass der Index stieg und stieg und wollten mit dabei sein. Zu dieser Zeit begann der Internet-Hype.
Das Internet, welches seit 1993 für Jedermann nutzbar gemacht wurde, beflügelte die Fantasie der Menschen und katapultierte jeden Aktienkurs eines Unternehmens in die Höhe, welches irgendwas mit Internet machte. Es gab eine regelrechte Aktien-Euphorie, die ihr Ende Anfang der 2000er Jahre fand, als die sogenannte DotCom-Blase platzte und die Menschen auf den Boden der Tatsachen zurückholte.
Tatsächlich investierten die meisten Frischaktionäre viel zu teuer und erst kurz vor dem Absturz. Und natürlich versuchten die Menschen zu retten, was zu retten war und verkauften im Niedergang und realisierten damit ihre Verluste. Heute wissen wir, dass es besser gewesen wäre, die Titel zu halten. Doch damals konnten die Menschen nur nach vorn schauen und mussten Jahre des Niedergangs durchhalten. Das schafften nur sehr wenige Menschen.
Solche Situationen gab es mehrfach und das Verhalten der Anleger wiederholte sich immer und immer wieder. Kann ich mir also einen Anleger vorstellen, der vor 40 Jahren in den S&P 500 investierte und bis heute sein Portfolio nicht anrührte – wohl eher nicht.
Zu Gold sind die Menschen loyaler
Wer physisches Gold kauft, behält es in der Regel. Es ist etwas völlig anderes, einen Papierzettel in der Hand zu haben oder einen Goldbarren. Das Gefühl von Gold ist einfach unbeschreiblich. Gold ist ein wahrer Schatz und Gold ist sicherer, denn es gibt kein Parteienrisiko. Geht der Goldhändler, bei dem man das Gold erworben hat, in die Pleite, hat das keinerlei Einfluss auf das Gold. Es hat einen inneren Wert und kann überall auf der Welt 24/7 verkauft werden. Niemand lehnt Gold ab!
Damit hat Gold den klassischen Finanzprodukten Einiges voraus. Es gibt keine komplizierten Bedingungen, Verträge, Risikobelehrungen etc. Man kauft Gold einfach und besitzt es, genau so wie einen Strauß Blumen – nur, dass Gold viel länger hält als die Blumen. Am 01.01.1983, also vor 40 Jahren, kostete die Unze Feingold 482,56 USD. Heute liegt der Goldpreis bei 1.928,62 USD (21.09.2023). Das entspricht einem Preiszuwachs von 399,66 Prozent.
Die Frage ist, ob der Preiszuwachs für Goldfreunde so relevant ist. Gold wird zum Teil so lange gehalten, dass es weitervererbt wird. Physisches Gold ist kein Spekulationsobjekt. Es ist schön, es ist kostbar, man will es einfach besitzen. Doch wenn wir die Ausgangsprämisse noch einmal aufgreifen und uns fragen, was wahrscheinlicher ist, dass jemand vor 40 Jahren Gold kaufte und es heute noch besitzt oder dass jemand in den S&P 500 investierte und bis heute abwartete, liegt die Antwort auf der Hand: Gold ist am sichersten, denn es wird behalten.
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