Anonyme Edelmetallkäufe sind für viele Menschen die einzige Möglichkeit, Vermögenswerte spurlos zu erwerben. In Anbetracht des auf dem Weg befindlichen EU-Vermögensregisters und der damit verbundenen Einschränkungen für Vermögen, versuchen Menschen durch anonyme Edelmetallkäufe ihre Ersparnisse zu schützen.
Der Barkauf von Gold im Tafelgeschäft ohne Namensnennung war bis Ende 2019 noch bis zu einer Maximalgrenze von 9.999,99 Euro möglich (davor 14.999,99 Euro). Seit dem 1. Januar 2020 wurde diese Grenze auf 1.999,99 Euro herabgesetzt. Das ist die dritte Herabsetzung dieser Grenze für den anonymen Erwerb von Edelmetallen gegen Barzahlungen. Die Regierung berät sogar seit Jahren über eine Herabsetzung auf 1.000 Euro. Es ist absolut deutlich: man will die Menschen verunsichern, die geldwerte Vermögenswerte in Edelmetalle tauschen möchten.
Physische Edelmetalle sind als fungible Vermögenswerte besonders schwer zu erfassen, wenn man die Vermögen der Menschen transparent machen will. Das EU-Vermögensregister, welches nun auf den Weg gebracht wurde, soll laut Machbarkeitsstudie für ein europäisches Vermögensregister in Hinblick auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Steuerhinterziehung 2021/S 136-358265 folgende Vermögenswerte (fett gekennzeichnet) erfassen, Zitat:
„Die Erhebung von Daten und die Zusammenschaltung von Registern sind ein wichtiges Instrument des EU-Rechts, um den Zugang der zuständigen Behörden zu Finanzinformationen zu beschleunigen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erleichtern. Im Rahmen dieses Projekts sollen verschiedene Möglichkeiten für die Erhebung von Informationen zur Einrichtung eines Vermögensregisters geprüft werden, das anschließend in eine künftige politische Initiative einfließen kann. Es soll untersucht werden, wie aus verschiedenen Quellen des Vermögenseigentums (z. B. Landregister, Unternehmensregister, Trust- und Stiftungsregister, zentrale Verwahrstellen von Wertpapieren usw.) verfügbare Informationen gesammelt und miteinander verknüpft werden können, und der Entwurf, der Umfang und die Herausforderungen für ein solches Vermögensregister der Union analysiert werden. Die Möglichkeit, Daten über das Eigentum an anderen Vermögenswerten wie Kryptowährungen, Kunstwerken, Immobilien und Gold aufzunehmen in das Register aufzunehmen, ist ebenfalls zu berücksichtigen.“ Zitat Ende
Es ist von einer künftigen politischen Initiative in dem Zitat die Rede. Doch was das für eine politische Initiative sein soll, wird nicht näher beschrieben. Das erzeugt einigen Raum für Spekulationen. Dass sich die Menschen also mit anonymen Edelmetallkäufen vor diesen möglichen politischen Initiativen schützen möchten, ist mehr als verständlich. Denn als wahrscheinlichste politische Initiative kommt einem angesichts der großen Probleme mit Überschuldung der Staaten, rückläufiger Steuereinnahmen und einer zerstörten Wirtschaft als Erstes die Enteignung durch Vermögensabgabe oder zumindest eine Sondersteuer sofort in den Sinn, was auf das Gleiche hinauslaufen würde.
Möglicherweise existiert sogar ein Zusammenhang mit dem im kommenden Jahr in Deutschland in Kraft tretenden Lastenausgleichsgesetz in seiner neuen Fassung unter dem Terminus „soziale Entschädigung“. Wenn der Staat seinen Bürgern eine Vermögensabgabe auferlegen möchte, wäre es komfortabel, über die Vermögensverhältnisse der Bürgen – Entschuldigung, Bürger Bescheid zu wissen.
Bedenkt man, dass Mitglieder der SPD sich seit Jahren immer wieder darüber aussprechen, einen neuen Lastenausgleich vorzunehmen und diesen sogar vor einigen Wochen offen im Wahlprogramm der Bremer SPD schwarz auf weiß gedruckt haben, ist Vorsicht oberste Pflicht. Schließlich kann man in die Worthülse „soziale Entschädigung“ so gut wie alles hineininterpretieren.
Bargeldgrenze ist wirksame Gegenmaßnahme
Die stetig fallende Grenze für anonyme Edelmetallkäufe scheint also eine wirksame Gegenmaßnahme zu sein. Eine Unze Gold kostet aktuell rund 1.800 Euro. Steigt der Goldpreis an, könnte es schnell damit vorbei sein, Gold in der Stückelung einer Unze zu kaufen. Je kleiner die Stückelungen werden, desto höher sind anteilig die Herstellungskosten. Also wird es zukünftig immer teurer, Gold anonym zu kaufen.
Wie groß der Preisunterschied ist, lässt sich einfach zeigen. Am 26.07.2023 kostete eine Unze Gold Krügerrand bei einem Händler im Onlinehandel z.B. 1.840,01 Euro. Zweimal eine halbe Unze Krügerrand kosten zweimal 949,68 Euro (= 1.899,36 Euro) beim gleichen Händler. Das sind immerhin 59,30 Euro mehr für die gleiche Menge Gold.
Je kleiner die Stücke werden, desto höher sind die anteiligen Herstellungskosten. Schließlich ist der Herstellungsprozess der Gleiche, egal ob eine Unze oder eine Zehntelunze geprägt werden. Es werden jedes Mal Bleche gestanzt und die Münzen geprägt. Der Zeit- und Energieeinsatz ist nahezu identisch.
Im Tafelgeschäft sind die Aufpreise in der Regel höher als im Onlinehandel. Beim gleichen Händler kostete eine Unze Gold Krügerrand im Tafelgeschäft 1.876,77 Euro und eine halbe Unze 969,68 Euro. Man kann deutlich sehen, dass nicht mehr viel Luft bleibt, wenn man Gold anonym kaufen möchte. Wird die Grenze tatsächlich auf 1.000 Euro herabgesetzt werden und der Goldpreis nur etwas steigen, bekäme man für die 999.99 Euro nicht einmal mehr eine halbe Unze Gold anonym zu kaufen.
Wer suchet, der findet
Wer größere Geldbeträge in Edelmetalle tauschen möchte, ist kaum in der Lage, von Händler zu Händler zu pilgern, um anonyme Edelmetallkäufe zu tätigen. Da bleibt als Möglichkeit vielleicht nur noch das Ausland, denn in Österreich liegt die Bargeldgrenze noch bei 10.000 Euro und in der Schweiz bei 15.000 CHF. Allerdings muss man bei der Schweiz da die Ein- und Ausfuhrgrenzen beachten, damit es an der Grenze nicht zu Beschlagnahmungen kommt. Und wer mit dem Zug fährt, sollte auf sein Gepäck achten. Es ist schon vorgekommen, dass Gepäckstücke mit Gold im Zug vergessen wurden.
Alternativ wäre die Verwahrung im europäischen Ausland noch eine Möglichkeit, so wie es die Bullion Value KG ermöglicht. Auf diese Weise sind die Werte zumindest im EU-Ausland außer Reichweite von Behörden.
Unabhängig vom anonymen Edelmetallkauf existiert natürlich auch noch der Handel außerhalb der Anonymität. Das Tafelgeschäft wird also sicherlich nicht aussterben. Und abgesehen vom Gold gibt es ja auch noch das viel preisgünstigere Silber im Angebot. Für aktuell 1.999.99 Euro kann man im Tafelgeschäft per 26.07.2023 immerhin 2,05 Kilogramm Silber anonym kaufen.
Wer sich für eine Lagerlösung in der Schweiz entscheidet, bekommt für das gleiche Geld aufgrund viel günstigere Einkaufspreise, da die Mehrwertsteuer wegfällt. Außerdem muss man sich nicht selbst um die Beschaffung und Verwahrung kümmern.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass jeder für sich entscheiden muss, welchen Weg er einschlagen möchte. Jedenfalls ist jeder Weg des Edelmetallerwerbs besser, als Geld auf Konten der Inflation zum Fraß vorzuwerfen. Und ganz nebenbei erwähnt, sind Konten und andere Geldwerte für das Vermögensregister am leichtesten zu erfassen.
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