Saisonalität tritt auf den Investment- und Handelsmärkten auf. Insofern wirken sich die Jahreszeiten sehr deutlich auf die Gold- und Silberpreise aus. Wenn man diese Saisonalität kennt, kann man Rückschlüsse auf günstige Einstiegszeitpunkte ziehen.
In Zeiten großer Verwerfungen im Finanzmarkt sind Käufe von Gold und Silber grundsätzlich zu jeder Zeit sinnvoll, denn niemand weiß genau, wann sich die Verwerfungen verschlimmern und man keine Zeit mehr hat, zu reagieren.
In normalen Zeiten sind jedoch die Auswirkungen, die die Saisonalität auf die Preise von Rohstoffen, also auch auf Gold und Silber hat, eine gute Hilfestellung, wann man günstiger einkaufen kann. Wer erkennt, wie sich Gold und Silber über den Verlauf des Jahres hinweg unterschiedlich verhalten, kann das zu seinem Vorteil nutzen. Der Indikator der Saisonalität existiert, weil die Beobachtung von langen Zeitspannen klare Trends erkennen ließen.
Doch nicht immer verlaufen saisonale Muster so, wie sie es ansonsten durchschnittlich tun würden. Die Trends können auch mal völlig anders verlaufen. Die saisonalen Gold- und Silbertrends sind auch davon abhängig, ob sie sich in einem Bärenmarkt befinden, ob sich die Preise seitwärts bewegen oder ob ein Bullenmarkt vorherrscht.
Faktoren für Saisonalität
Welche Faktoren beeinflussen die Saisonalität? Üblicherweise handelt es sich um eine Kombination unterschiedlicher Dinge. Silber neigt dazu, dem Gold zu folgen. Insofern ist die Saisonalität von Silber identisch mit der des Goldes. Am stärksten ist Gold üblicherweise, wenn auf der Nordhalbkugel Herbst herrscht.
Inder kaufen beispielsweise nach ihrer Erntesaison viel Gold und investieren überschüssiges Geld. Hindus warten mit größeren Goldkäufen oftmals die im Herbst stattfindenden Feste Dhanteras und Diwali ab. Danach kommen im Westen Weihnachten, Neujahr und im Februar der Valentinstag. Auch die Chinesen haben ein sehr inniges Verhältnis zum Gold. Neujahr fällt auf Ende Januar oder Anfang Februar. Daher wird in China rund um den Jahreswechsel sehr viel Gold gekauft.
Das sind nur einige Beispiele dafür, was bei Gold für Saisonalität sorgt – und in gewissem Maße auch bei Silber.
Der Silberpreis beginnt im Herbst zu steigen und das dauert im Durchschnitt von September bis in den Februar hinein. Dann folgt eine Art Frühjahrsschwäche, bevor sich der Preis erholt. Eine weitere Schwächephase haben wir im Hochsommer und dann gehen die Preise wieder rauf. Auf dieser Grundlage wären Juli, September und Dezember die besten Zeitpunkte im Jahr für einen Silberkauf.
Die Rolle der Akteure bei der Saisonalität
Die Händler beeinflussen die Silberpreise im Sommer ebenso. Die Preise für Termingeschäfte wirken sich stark auf den Spotpreis für Silber aus. So wie viele Menschen auf der nördlichen Halbkugel fahren auch Händler gerne im Sommer in den Urlaub. Deshalb schließen viele Händler Silber-Positionen, bis sie zurück am Arbeitsplatz sind. Das führt zwangsweise zu Abverkäufen, die größer sind als im restlichen Jahr.
Das Phänomen namens »Sommerflaute« findet in dieser Zeit statt. Edelmetalle und ihre Produzenten durchlaufen dann die schwächste Phase des Jahres. Silberaktien hängen meist stärker davon ab, welche Neuigkeiten es aus den jeweiligen Unternehmen gibt. Doch der Silberpreis verstärkt diese Bewegungen.
Die Aktien von Junior Minern hängen beispielsweise stärker davon ab, ob es bei der Suche nach neuen Vorkommen gute oder schlechte Nachrichten gibt. Aber auch die Gründung eines Joint Ventures, ein Verkauf, eine Fusion oder eine Übernahme haben ihren Einfluss.
Minen und Aktien
Stärker als beim Rest der Silberbranche hängen die Aktien von Junior Minern davon ab, wie Bohrungsergebnisse bei Explorationen neuer Vorkommen ausfallen. Je nachdem, wo sich ihre Projekte befinden, können sie entweder das ganze Jahr oder nur während bestimmter Zeitfenster bohren. Je weiter nördlich die Bohrungen sind, desto schwieriger oder unmöglicher wird es oft, im Bodenfrost des Winters oder auch während der Schneeschmelze im stark aufgeweichten Boden in den Frühjahrsmonaten zu bohren bzw. überhaupt Zugang zum Bohrplatz zu bekommen. Das trifft auf einige Staaten im Norden der USA sowie Teile Kanadas zu. Auch in Skandinavien und dem sonstigen Nordeuropa kann dieses Problem auftreten.
Eingeschränkter Zugang kann bei manchen Projekten bedeuten, dass erst im Mai oder Juni mit Explorationsarbeiten und Bohrungen begonnen werden kann. So vergehen möglicherweise mehrere Monate, bis die ersten Bohrlöcher fertiggestellt sind oder die Ergebnisse aus dem Labor vorliegen und ausgewertet werden können. Die ersten Pressemeldungen zu einem Explorationsprojekt gibt es also vielleicht erst im Juli oder August, was im Frühsommer dazu führt, dass der Markt ruhig oder schwach ist.
Händler, Kleinanleger und Vermögensverwalter fahren ebenfalls im Sommer in den Urlaub und stellen für diese Zeit ihre Aktivität ein. Das Handelsvolumen sinkt genauso wie die Aktienkurse und Edelmetallpreise, während das Interesse der Markteilnehmer vorübergehend erlahmt.
Aber Konsolidierungsphasen, während denen der Gold- und der Silberpreis fallen oder sich seitwärts bewegen, können ein hervorragender Zeitpunkt zum Kaufen von Gold und Silber sein. Im Juli und August werden deutliche Preisuntergrenzen erkennbar.
Steuerplanung
Es gibt eine weitere Phase der Schwäche auf diesem Markt, insbesondere in Kanada und den USA, und das sind die letzten Dezemberwochen, wenn das sogenannte Tax-Loss-Selling stattfindet. Geht das Jahr zu Ende verkaufen Investoren verlierende Positionen aus verschiedenen Assetklassen, um Verluste zu realisieren und Kapitalerträge auszugleichen, die im Verlauf des Kalenderjahrs aufgelaufen sind. Mit dieser Maßnahme aus der Steuerplanung sollen die anfallenden Steuern möglichst niedrig gehalten werden. Cleveren Anlegern kann diese Phase vorübergehender Schwäche hervorragende Möglichkeiten zum Kauf von Gold und Silber geben.
Wenn Sie darüber nachdenken, physische Edelmetalle zu kaufen, fragen Sie sich, ob derartige Überlegungen aktuell angebracht sind oder ob die gegenwärtige Situation eher zur Eile gereicht. Die Bullion Value kann Sie dabei aktiv in Ihrem Entscheidungsprozess unterstützen.
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